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Gehörlose Golferin: Die Ausnahmegeschichte einer 18-jährigen Heidelbergerin

Bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften bereits zum fünften Mal auf dem Siegertreppchen: Amelie González Podbicanin lebt mit zwei Handicaps. Die gehörlose Heidelbergerin ist ein Ausnahmetalent und wird zukünftig sicherlich nicht nur im Golfsport für Aufsehen sorgen. Beachtlich ist ihre herausragende Leistung, weil Amelie quasi seit Babyalter beidseitig ertaubt ist. Dank frühzeitigem Einsatz von hochfunktionalen Cochlea-Implantanten (CI)* im Alter von nur 11 und 18 Monaten erlernte sie das CI-unterstützte Hören von klein auf. Sie erlernte Violine, doch ihre Leidenschaft ist definitiv Golf!

Gehörlose Amelie González Podbicanin mit ihrem Lieblingstier. Fotocredit: Familie Podbicanin
Amelie González Podbicanin mit Familien-Zwergdackerl Luke. Fotocredit: Familie Podbicanin

Amelie, à propos Handicap – wo liegt dein Handicap aktuell Im Golfspiel? 

Amelie González Podbicanin: ‚Bei + 0.9‘

Die Liste Deiner sportlichen Erfolge ist ganz schön lang – worauf bist du besonders stolz?

Amelie González Podbicanin: „Meine größten Erfolge sind definitiv Europameisterin Deafgolf im Jahr 2019 und Team-Weltmeisterin Deafgolf 2018 und natürlich der 3. Platz im Einzelwettbewerb. Dieses Jahr wurde ich internationale Meisterin der Behinderten, was für mich auch ein großartiges Ereignis war.“

Toll! Du spielst in der DeafGolf – in welchem Verein? Spielst Du hier nur mit anderen Gehörlosen?

Amelie González Podbicanin: „Ich spiele außerhalb der Gehörlosen für den Golfclub Mannheim-Viernheim in der Damenmannschaft. Wir sind gerade von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen.“

Du trägst ja quasi schon lebenslang Cochlea-Implantate – warum haben sich Deine Eltern damals für diese Hörlösung entschieden?

Amelie González Podbicanin: „Wegen des Verdachts auf Innenohrschwerhörigkeit vermutlich nach einer Mittelohrentzündung wurde bei mir eine Hirnstammaudiometrie (BERA) gemacht – mit der Diagnose, dass ich wohl „mausetaub“ sei. Meine Eltern taten aber alles dafür, dass ich hörend aufwachse und entschieden sich für eine Cochlea-Implantation (Hörprothese). Mit 11 Monaten bekam ich zunächst ein Cochlea-Implantat mit MED-EL auf der rechten Seite, 7 Monate später das zweite auf der linken Seite.

Meinen Eltern war es wichtig, dass ich von frühester Kindheit an einen möglichst natürlichen Höreindruck haben sollte, ich sprechen lernen und mich normal entwickeln konnte. Die Zeit der Anpassung und Eingewöhnung war nicht immer einfach, das weiß ich noch. Aber letztendlich sprach ich perfekt auf die Implantate an, konnte schnell Geräusche differenzieren und merkte, dass mir das Hören nach und nach immer besser gelang. Logopäden und HNO-Fachärzten und Implantat-MED-EL-Experten begleiteten und unterstützten mich dabei mit individuell auf mich zugeschnittenen Trainings. So konnte ich schließlich sogar wieder uneingeschränkt hören, eine normale Regelgrundschule besuchen und schloss hier stets als Klassenbeste ab. Ich lernte Violine zu spielen, das schulte mein Gehör ergänzend.“

Du spielst nun schon 13 Jahre Golf, seit Deinem 5. Lebensjahr. Wie bist Du auf diesen Sport gekommen?

Amelie González Podbicanin: „Ich wollte schon als Kleinkind unbedingt Golf spielen. Wir sind früher in einem Golfclub zum Essen gegangen, da wurde wohl mein Interesse an dieser wahnsinnig vielfältigen Sportart geweckt. Golf erfordert eine hohe Konzentrationsfähigkeit und mentale Stärke – beides habe ich bereits früh auch durch den Umgang mit den Cochlea-Implantaten gelernt.“

Das Tolle an Dir ist ja, dass Du Golf sowohl mit als auch ohne CI spielst. Und das mit größtem Erfolg. Beim Spielen gibt es sicherlich große Unterschiede und zusätzliche Herausforderungen – kannst Du uns das erklären?

Amelie González Podbicanin: „Bei Deaf-Golf-Turnieren muss ich grundsätzlich ohne Cochlea-Implantate spielen. Das ist dann wirklich etwas ganz anderes, wenn man sonst wie ich nur die „normalen“ Turniere spielt. Dann spielt man wirklich im gehörlosen Zustand und die akustische Rückmeldung von den Schlägen, die Geräusche von Wind und Umgebung fehlen. So ist auch das räumliche Spiel ein anderes und ich muss mich darauf konzentrieren und bewusst einstellen.“

Wie oft trainierst Du?

Amelie González Podbicanin: „Ich trainiere bis zu sechs Mal die Woche, dennoch ist es abhängig, wie und wann meine Tuniere stattfinden. Ich richte mich immer nach einem Tag, an dem ich eine kleine Pause einlege bzw. kein Golf spiele. Abwechslung und Regeneration sind für mich das A und O.“

Aktuell bist du ja auf Sylt und machst einen Bundesfreiwilligendienst. Was machst Du genau?

Amelie González Podbicanin: „Ich bin Schuttin – also eine Freiwillige der Wattenmeer-Schutzstation Hörnum. Ich fand die einmalige Naturlandschaft des Wattenmeers schon immer faszinierend und durch mein Golfspiel, das immer im Freien, egal bei welchem Wetter, stattfindet, war dieser Dienst für mich ideal. Durch meine Höreinschränkung und das geschulte Hören mit dem CI bin ich grundsätzlich sehr diszipliniert, aber auch der gelernte Umgang mit Stresssituationen im Leistungssport tragen dazu bei, dass ich sehr gute Voraussetzungen für die Ausübung dieser vielfältigen und auch anspruchsvollen Stelle mitbringe.“

Wie sieht Deine Pläne für später?

Amelie González Podbicanin: „Mein Traum war es, Medizin zu studieren. Das hat sich aber geändert. Derzeit denke ich darüber nach, Architektur mit Spezialisierung auf Innenarchitektur zu studieren. Dank meiner Cochlea-Implantate der dt. Firma MED-EL stehen die Chancen gut, dass ich mir diesen Traum erfüllen kann. Umso dankbarer bin ich für die innovative Technologie, die mir das nun ermöglicht.“

Faktenwissen Cochlea-Implantat

*Ein Cochlea-Implantat umgeht die defekten Haarzellen und sendet die Schallinformationen in Form von elektrischen Impulsen an den Hörnerv bzw. das Gehirn, wo sie als Klänge wahrgenommen werden.

Ein Cochlea-Implantat (CI)-System besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Audioprozessor und dem Implantat. Der Audioprozessor wird extern getragen. Er nimmt die Schallinformationen auf und sendet sie an das Implantat. Dieses sitzt hinter dem Ohr unter der Haut und verarbeitet die Informationen weiter.

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