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Golf Handicap: Immer mehr Golfer haben zwei Handicaps

An einem Sonntag Ende April hatten drei Aschheimer Golferinnen eine Begegnung der außergewöhnlichen Art. Sie freuten sich auf ihren Flight-Partner Ivars Weide vom 600 Kilometer entfernten Golfclub Gut Neuenhof, welcher mit ihnen eine Proberunde für das bevorstehende Golfturnier am nächsten Tag spielen wollte. Was sie nicht wussten: Er hat neben seinem Golf-Handicap das Handicap, blind zu sein. Die Folge einer schleichenden Erbkrankheit. Ohne seine Frau Gaby, mit eigener Geheimsprache und Golfclubs wie dem Golfpark Aschheim (Ausrichter Int. Behinderten Golfturnier 10. bis 12. Juli 2015) wäre ‚golferische Inklusion‘ nicht möglich. Ein Golf-Tag mit dem blinden Golfer Ivars Weide, welcher besser Golf spielt als so mancher nicht behinderte Golfer!

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Erst mit 53 Jahren verlor er sein Augenlicht. Als Blinder begann er mit Golf. Doch ohne seine Frau Gaby könnte er nie in einem Flight mit nicht behinderten Golfern aufteen. Foto: exklusiv-golfen.de


20 Golfer mit den unterschiedlichsten Behinderungen teeten am 27. April 2015 mit nicht behinderten Amateur-Golfer und Journalisten auf. ‚Wir wollen zeigen, dass man auch mit Behinderung genauso gut und schnell Golf spielen kann wie ’normale‘ Golfer‘, sagt Christian Nachtwey vom BGC (Behinderten Golf Club Deutschland). Er sitzt seit einem Motorrad-Unfall im Rollstuhl und wird beim Internationalen Behinderten Golfturnier am Juli-Wochenende 10. bis 12.7. ganz sicher im Golfpark München-Aschheim abschlagen.

Ivars Weide (67) überlegt noch, denn so viel wie früher geht er nicht mehr auf die Driving Range. ‚Für mein Handicap von 15 musste ich viel trainieren. Diesen Ehrgeiz habe ich heute nicht mehr. Ich war als Blinder Golf-Europameister 1991 und 2010. Heute ist mein aktuelles Handicap 24‘, reflektiert er später im Clubhaus. Der Blindenstock allein reicht für Ivars Weide nicht aus, sich auf dem Golfplatz zu orientieren. Gemeinsam mit seiner Frau Gaby erlernte er das Golfspiel mit dem Ziel, auch mit Behinderung ein guter Golfer zu sein. Seine Frau spielt zwar noch Golf, doch selbst spielen kann sie nicht, wenn sie mit ihren Mann auf die Runde geht: ‚Nach der Behinderung meines Mannes haben wir etwas gesucht, was wir gemeinsam ausüben können‘, erklärt die Nordrhein-Westfälin. ‚Jetzt bin ich sein Caddy.‘ Für sie war die Diagnose der ‚Retinopathia Pigmentosa‘ (Netzhaut-Degeneration) genauso tragisch wie für ihren Mann, welcher aktiv in der Eishockey-Mannschaft spielte, in seiner Freizeit gern auf den Tennis-Platz ging oder sogar erfolgreich Renn-Radl und gern Ski fuhr. ‚Als Blinder kannst Du solche Sportarten nicht mehr ausüben und die Überlegungen, welcher Sport für mich als Blinder noch möglich wäre, stellte mich und meine Familie vor völlig neuartige Probleme‘, erzählt Ivars Weide.

Golf gegen Selbstmord

Als ich meinem behandelten Arzt von meiner Golf-Idee erzählte sagte dieser damals ohne groß darüber nachzudenken: ‚Als Blinder können sie doch nicht Golf spielen!‘ ‚Er hat es ernst gemeint und ich habe mich ausgegrenzt gefühlt. Doch mich hat es auch motiviert, denn ich wollte es ihm zeigen, dass es geht.‘ So fing Ivars Weide mit dem Golfsport erst an,  als er völlig erblindet war. Der Weg dahin war ein beschwerlicher. ‚Ich dachte oft an Selbstmord, wollte meiner Familie nicht zu Last fallen und vermisste mein aktives Leben.‘ 46 Jahre ist er mit seiner Frau Gaby nun verheiratet und über die Hälfte davon konnte er sehen. Seine Flightpartnerinnen während der Trainingsrunde tags zuvor waren genauso positiv berührt wie ich – Yvonne Wirsing. Wenn Gaby Weide mit ihm in den Bunker geht, ihn ausrichtet oder mit ihm die Puttinglinie abgeht und ihm erzählt, was wir sehen können, muss man dankbar sein, dass man jetzt an der frischen Luft ist und Golf spielen darf. Schlechte Schläge oder verlorene Golfbälle werden zur Nebensache, denn man spielt hier mit jemanden, der ein größeres Handicap zu meistern hat. Wenn man Ausdrücke wie ‚Popo‘ oder ‚Nase‘ auf dem Golfplatz hört, ist man zuerst ein wenig verblüfft, gewöhnt sich jedoch schnell an den Geheimcode der Beiden. ‚Damit gebe ich Ivars die Richtung vor, denn bei links oder rechts kamen bei uns selbst zu viele Verwirrungen auf‘, erklärt Gaby die ungewöhnlichen Wörter auf dem Golfplatz.

Was beide an Deutschland stört: Dass Inklusion im Ausland mehr gelebt wird als hier. Beide bereisten bereits die Welt und spielten bei Behinderten-Turnieren in Holland oder Südafrika mit. Auch Japan ist Vorreiter in Sachen Behindertengolf, doch wie jeder Amateurgolfer müssen sie die Golfreisen selbst bezahlen. Während der Abendveranstaltung auf Münchens schönster Golfclub-Terrasse unterhielt man sich über nicht gefallene Putts, verschlagene Drives und behindertengerechte Abschläge. Bis zu den Int. Behinderten Golfturnier im Juli muss der Golfpark Aschheim noch einiges behindertengerecht umsetzen, denn Rollstuhlfahrer kommen nicht ohne Probleme ins Clubhaus. Dass sie auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind haben sie längst akzeptiert. Vom Lebensmut und der Begeisterung für den Golfsport kann sich so mancher Amateurgolfer ohne Behinderung ein ‚Stück abschneiden‘.

Berechnung Golf-Handicap bei Behinderung?

Das Handicap wird berechnet wie bei Golfern ohne Behinderung. Je nach Behinderung gibt es Erleichterung. Als Blinder darf man z.B. im Bunker aufsetzen. Mit dem Rollstuhl darf man natürlich mit seinem kompletten Golf-Equipment auf das Grün.

weitere Informationen über das Thema Golf Inklusion:

weitere Informationen über das Thema Golf Inklusion:

www.bgc-golf.de (Behinderten Golf Club Deutschland) www.golf-handicap.at (Behinderten-Golfclub Österreich) www.plusport.ch (Schweizer Verband für Behindertensport) www.edgagolf.com (European Disabled Golf Association) www.americandisabledgolfersassociation.com (US-Verband)

 

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