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Golferellenbogen, Handgelenks-Verletzungen, Fingersteifheit: Wie kann man vorbeugen?

Gespräch mit Dr. med Helen Abel, deren Spezialgebiet die Königsdisziplin Handchirurgie ist

Der Golfschwung ist so komplex, dass sich schnell Fehler beim Golfspiel einschleichen können.   Einseitige Belastung, Trainieren unter Schmerzen oder zu übertriebener Einsatz der Handgelenke – die Münchner Handchirurgin Dr. med Helen Abel behandelt in ihrer chirurgischen Privatpraxis am Friedensengel viele Amateurgolfer. Für Golf bleibt ihr privat keine Zeit, aber aus ihrer beruflichen Historie heraus, u.a. Facharzt im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie, kennt sie die gängigen Überlastungs- und degenerativen Probleme. Wie kann man vorbeugen? Wann wird ein Schmerz zu einem chronischen Problem? Wann soll man spätestens zum Arzt?

Dr. med Helen Abel deckt das komplette Spektrum der Handchirurgie ab. Sowohl Unfallfolgen als auch degenerative Erkrankungen der Hand und des Handgelenkes wie zum Beispiel Nervenverletzungen, Handgelenkbeschwerden, Arthrose des Handgelenks und der Handwurzel, Sehnenverletzungen, und mehr. Sportverletzungen
Dr. med Helen Abel deckt das komplette Spektrum der Handchirurgie ab. Sowohl Unfallfolgen als auch degenerative Erkrankungen der Hand und des Handgelenkes wie zum Beispiel Nervenverletzungen, Handgelenkbeschwerden, Arthrose des Handgelenks und der Handwurzel, Sehnenverletzungen, und mehr.  

Welche Arten von Sport-Verletzungen behandeln Sie?

Dr. Helen Abel: ‚Alle Arten von Sportverletzungen ab dem Ellenbogen. Es kommen aber auch viele Patienten zu mir mit chronischen Verletzungen wie Sehnenüberlastung, der sogenannte Golfer-Ellenbogen. Ggf. sollte auch der Golftrainer in den Rehabilitationsprozess mit einbezogen werden, da gerade bei Überlastungen oder chronischen Reizzuständen eine repetitive Fehlbelastung oder falsche Bewegungen etc. zugrunde liegen können.‘

Viele warten darauf, dass die Schmerzen von alleine verschwinden – ab wann können aus Schmerzen chronische Krankheiten werden?

Dr. Helen Abel: ‚Gerade bei den Sehnenscheidenentzündungen kommt es bei andauernder Reizung und Entzündung des Sehnengewebes zu einem strukturellen Umbauprozess der Sehnenscheiden mit Verdickung des Gewebes. Dadurch können die Sehnen nicht mehr frei gleiten und ein schmerzhaftes Reiben resultiert. Hierbei ist gar nicht die Dauer so ausschlaggebend, wobei es schon einige Wochen braucht bevor es zur Chronifizierung kommt. Dies gilt es mit dem Einleiten der richtigen konservativen Therapie zu verhindern. Dementsprechend ist die Beratung und Behandlung durch einen spezialisierten Handchirurgen mit Erfahrung signifikant wichtig.‘

In welchen Fällen sind OP’s kontraproduktiv?

Dr. Helen Abel: ‚Gerade in der Handchirurgie können Operationen in vielen Fällen vermieden werden. Selbstverständlich gibt es Diagnosen, die unbedingt einer Operation bedürfen, wie beispielsweise ein in Fehlstellung stehender Knochenbruch oder ein instabiler Bänderriss. Andererseits gibt es auch Erkrankungen, wie beispielsweise ein Golferellenbogen, eine Sehnenscheidenentzündung oder Bewegungseinschränkungen, die sehr gut zunächst konservativ therapiert werden können, mit manueller Handtherapie, Eigenblutinjektionen und ggf. einer entsprechenden temporären Schienung. Hier arbeite ich eng mit spezialisierten Handtherapeuten zusammen. Zu einer Operation rate ich immer dann, wenn es keine konservativen Therapiemöglichkeiten mit Erfolgsaussicht gibt oder die konservativen Therapiemöglichkeiten schon ausgeschöpft sind. Bei Erkrankungen wie beispielsweise der Arthrose entscheide ich mit dem Patienten zusammen, wann der Leidensdruck so groß ist, dass es Zeit für eine Operation wird.‘

Sollte man bei einem Golferarm (Golferellenbogen) strikt eine Sport-Pause einlegen? Haben Sie allg. Erfahrungswerte, auch wenn jeder individuell ist?

Dr. Helen Abel: ‚Die Ursache eines Golferellenbogens liegt in der Entzündung der Sehnenansätze der Unterarm- und langen Fingerbeugemuskulatur. Diese entsteht durch repetitive Fehl- und/oder Überbelastung der Sehnen. Wie es zum Beispiel beim Golf der Fall sein kann da bei dieser Sportart die Unterarmbeuger extrem belastet werden. Hat man einen Golferellenbogen entwickelt sollte die Fehlbelastung, also die entsprechende Sportart, erstmal pausiert werden.

Natürlich kann der Patient weiterhin Sport treiben, aber eben andere Sportarten bei denen nicht die Beugemuskulatur der Unterarme belastet wird, wie Joggen, Wandern, Radfahren, etc. Dann sollte mit Querfriktion, Dehnübungen und Exzentrik Training gestartet werden. Sind die Beschwerden am Ellenbogen besser und kann mit der auslösenden Sportart wieder begonnen werden, empfehle ich immer eine Trainerstunde um potentielle Fehlbelastungen, schlechtes Equipment, etc. gleich zu erkennen.‘

Für viele sind Kliniken speziell Unfallkliniken erste Anlaufstellen bei Sportverletzungen! Was ist ihre Meinung dazu?

Dr. Helen Abel: ‚Kliniken sind meist große, oft anonyme Häuser. Wer kennt nicht die überfüllten Notaufnahmen und Sprechstundenwartezimmer, um irgendwann früher oder meistens eher später von einem mehr oder weniger einfühlsamen und kompetenten Arzt angesehen zu werden…

In erster Linie ist selbstverständlich die Kompetenz des behandelnden Arztes von Bedeutung und dies ist in den Kliniken sicher gegeben, aber auch das Ambiente spielt eine große Rolle. Wenn Patienten sich selbst aussuchen können, wohin und zu wem sie gehen, dann werden sie eine ansprechende Praxis, in der sie nicht lange warten müssen bevorzugen. Ich als Ärztin kann mir ausreichend Zeit für jeden meiner Patienten nehmen und nütze neueste medizinische Technik (z.B. ein hochauflösendes Ultraschallgerät). In Kliniken hingegen herrscht leider oftmals Zeitdruck und veraltete Technik ist vorhanden. Es sind auch Kleinigkeiten, die bei uns den Unterschied machen. In der Praxis bekommen unsere Patienten beispielsweise nach der OP-Narkose ein entsprechend vollwertiges Essen, während in der Klinik Zwieback und Tee gereicht werden. Das Wichtigste – auch im Medizinsektor – ist aber eine vertrauensvolle Patienten-Arzt Beziehung, denn diese führt am Ende auch zu den gewünschten guten Ergebnissen.‘

Wie kam es dazu, dass Sie sich auf Hände spezialisiert haben?

Dr. Helen Abel: ‚Handchirurgie ist ein wunderschönes Fachgebiet, das Uhrhandwerk der Chirurgie sozusagen. Schon im Studium hat mich dieses Fach sehr interessiert und ich habe schon damals Fortbildungen in diesem Bereich gemacht. Außerdem hatte ich ein Stipendium für die Harvard Universität in Boston, wo ich ebenfalls ein Praktikum in der Handchirurgie machen konnte. Ich habe meinen Facharzt im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie gemacht und mich danach sehr schnell auf die Hände spezialisiert. Gerade die Orthopädie hat mich zwar aufgrund meiner Sportaffinität sehr interessiert, aber man muss sich auf ein Fachgebiet fokussieren, wenn man Spezialist sein möchte.

Die Handchirurgie umfasst das, was mich an der Orthopädie immer sehr interessiert hat: Sportverletzungen und Gelenkchirurgie (d.h. Arthrose, künstlicher Gelenkersatz, Sehnen- und Bänderverletzungen), das was mich an der Traumatologie interessiert (Brüche, Notfallversorgungen, Unfallverletzungen) mit der höchst faszinierenden Welt der mikrochirurgischen Nerven und Gefäßchirurgie. Auch das Patientenspektrum ist riesig: Sowohl der junge Profisportler als auch das Kind und die ältere Dame mit der Daumensattelgelenksarthrose haben Bedarf danach. Sowohl der Berufsmusiker als auch der Handwerker oder der Rechtsanwalt kommen mit Problemen, die entsprechend deren Anforderungen an die Hände oder Finger so elementar wie individuell sind. Wie essentiell wichtig die Hände sind, merken Patienten oft erst wenn sie ein Problem haben. Und dann komme ich in Spiel.‘

Welche Erkrankungen der Hand behandeln bzw. operieren Sie am Häufigsten?

Dr. Helen Abel: ‚Das kann ich so pauschal gar nicht beantworten, da ich ja letztlich alles an Handgelenk, Hand und Finger bis hin zum Ellenbogen behandele. Und nicht jede Erkrankung muss auch gleich operiert werden. Sehr häufig sind sicherlich Brüche an Fingern, Hand und Handgelenk. Aber auch solche Erkrankungen wie beispielsweise die Daumensattelgelenksarthrose, das Karpaltunnelsyndrom oder der schnappende Finger werden zurecht als „Volkskrankheiten“ bezeichnet. Und dementsprechend oft sehe ich diese Patienten:innen in meiner Sprechstunde.‘

Kann man etwas zur Vorbeugung machen?

Dr. Helen Abel: ‚Egal welcher Sport: Aufwärmübungen schützen vor Verletzungen. Diese müssen gar nicht lange sein, aber insbesondere Golfer sollten alle Gelenke mobilisieren und Schlüsselbereiche, wie z.B. ISG durch leichte Übungen auflockern. Natürlich kann man unter Umständen auch Beschwerden wegtrainieren. Das sollte allerdings unter Anleitung passieren und evtl. erst nach einer medizinischen Expertise. Bei vielen reicht bereits die Kräftigung der entsprechenden Muskulatur. Auch sollte man auf gutes Equipment und korrekte Ausführung der Bewegungsabläufe achten. Hier lohnt es sich durchaus mit einem kompetenten Trainer zu arbeiten.‘

Interview führte Andrea Vodermayr

Berufliche Stationen von Dr. med. Helen Abel

Berufliche Stationen von Dr. med. Helen Abel

Nach dem Abitur absolvierte die Chirurgin mit eigener Praxis ihr Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians Universität in München und der Harvard Medical School in Boston.

Ihre Approbation erlangte sie im Jahre 2008, ebenso die Promotion mit dem Thema: Analyse der nukleären Translokation und DNA-Bindungsaktivität von STAT1 und STAT3 im polytraumatisierten Patienten in der frühen posttraumatischen Phase.

2008 begann sie auch ihre Facharztweiterbildung in der Klink für Unfallchirurgie des Klinikums rechts der Isar der TU München unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ullrich Stöckle (später Univ.-Prof. Dr. Peter Biberthaler). Es folgten Rotationen in die Orthopädie des Klinikums rechts der Isar der TU München (Prof Dr. R. Gradinger und Prof. Dr. von Eisenhart-Rothe) und die Sportorthopädie (Prof. Dr. A. Imhoff).

2014 erlangte sie die Facharztbezeichnung Unfallchirurgie und Orthopädie.

2015 Habilitation (Altersbedingte Immunsystemänderungen beeinflussen die Rekonvaleszenzfähigkeit nach Trauma und den Knochenstoffwechsel) erlangte sie 2017 außerdem die Zusatzbezeichnung Handchirurgie. Seit 2015 ist sie in der Klink für Unfallchirurgie als Oberärztin der Handchirurgie tätig.  

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