Sie hatten bereits angekündigt, dass das diesjährige Masters Ihr letzter Auftritt als Spieler sein würde, doch dann erlitten Sie einen Achillessehnenriss, der Sie diese Woche daran hindert, hier anzutreten. Wie ist der aktuelle Stand?
Bernhard Langer:
‚Ja, es war mein Plan, dass es dieses Jahr meine letzte Masters Teilnahme sein wird, denn der Platz
wird einfach zu lang und ich tue mich da sehr, sehr schwer. Aber ich habe einen Achillessehnenriss
erlitten, Anfang Februar und mein Plan ist jetzt nächstes Jahr das Abschiedsspiel vom US Masters
hier in Augusta zu geben. Es wird auch mein 40-jähriges Jubiläum seit meinem ersten Sieg 1985
werden. In der Zukunft werde ich dann als Zuschauer hier sein.‘
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, sich vom Masters als aktiver Spieler zu verabschieden, obwohl Sie sicher weiterhin nach Augusta eingeladen werden würden und in 40 Masters-Starts nur zweimal über 80 Schläge gespielt haben?
Bernhard Langer:
‚Das ist richtig, nur mein Ziel ist nicht nur irgendwo dabei zu sein und versuchen unter 80 zu spielen. Mein Ziel war immer, ganz vorne dabei zu sein, um den Sieg mitzuspielen. Das ist in
meinem Alter, mit 66 im Moment, sehr schwer, da ist der Golfplatz einfach zu lang. Die Jungs
schlagen Eisen 9 ins Grün, ich schlage ein Eisen 2 ins Grün im Durchschnitt und das über 72 Löcher.
Da hat man wenig Chancen. Ich will nicht jedes Jahr den Cut nicht schaffen oder ganz hinten
mitspielen, das macht wenig Spaß. Meine Zeit ist hier irgendwann vorbei als aktiver Sportler. Aber
ich werde weiterhin Spaß haben am Turnier teilzunehmen, beim Champions Dinner und vielen
anderen Aktivitäten.‘
Nächstes Jahr jährt sich dann auch Ihr erster Masters-Sieg zum 40. Mal. Obwohl dies sicher nicht so geplant war, wird das den besonderen Moment des Abschieds noch verstärken?
Bernhard Langer:
‚Ja, ich denke schon. Wenn ich zurückdenke über die letzten 50 Jahre inzwischen als Pro, es ist schon unglaublich, was da alles geschehen ist. Und dass ich hier über so viele Jahre zurückkommen durfte, ist schon ein Segen.‘
Wie fassen Sie Ihre Gefühle zum Ende Ihrer Masters-Karriere zusammen?
Bernhard Langer:
‚Ja, das ist im Moment noch schwer zu sagen. Es wird sicher nicht ganz einfach sein, die letzten paar Löcher dann zu spielen, wenn es so weit ist nächstes Jahr. Da werden sicher sehr viele
Emotionen aufkommen und Gefühle. Ich kann mir auch vorstellen, dass sehr viele Freunde und
Familie dabei sein werden. Ich habe so was noch nie gemacht, ich werde es ihnen dann erzählen,
wenn es so weit ist.
Wir gehen davon aus, dass Sie weiterhin ein regelmäßiger Gast beim Masters bleiben werden, insbesondere beim Champions Dinner. Haben Sie besondere Erinnerungen an diese besonderen Abende?
Bernhard Langer:
‚Das Champions Dinner ist jedes Jahr etwas Besonderes. Wir bekommen natürlich
unterschiedliches Essen, denn wenn der Sieger aus Australien kommt, dann gibt es auch
australisches Essen. Dieses Jahr, Jon Rahm, wird sicherlich spanisch sein, etwas aus dem
Baskenland. Etwas, was ich wahrscheinlich noch nie gegessen habe und somit ist immer sehr
interessant zu sehen, was auf dem Menü ist und meistens schmeckt es hervorragend. Außerdem
gibt es tolle Weine in Augusta, sie haben einen der besten Weinkeller auf der ganzen Welt. Und
alleine einen Abend drei, vier Stunden mit den anderen Champions zusammen zu verbringen, ist
unglaublich. Es werden viele Geschichten erzählt, Ideen ausgetauscht, was der bessere
Golfschwung sein soll oder kann und was der eine denkt, was der andere denkt über Golfbälle,
über die Innovationen, von der Technik, von Schlägern, die wir benutzen, Golfplätze und so weiter
und sofort. Es ist immer eine richtige Erfahrung und eines der schönsten Essen, wo ich mich sehr
freue, jedes Jahr dabei zu sein.‘
Der Augusta National Golf Club ist ein ganz besonderer Ort – welche Gefühle oder Erinnerungen beschreiben Ihre Beziehung zu diesem legendären Golfplatz und zu dem Turnier am besten?
Bernhard Langer:
‚Ja, es ist für mich was ganz Besonderes. Jedes Jahr, wenn ich in die Magnolia Lane reinfahre und das Clubhaus sehe, da geht die Gänsehaut los. Der Platz ist sagenhaft, das ganze Turnier ist total anders, wie die meisten anderen großen Turniere auf der Welt. Auch für mich persönlich natürlich
als Champion, ehemaliger Champion habe ich große Vorteile, ich darf besser parken, ich habe
meinen eigenen Locker wo das Green Jacket drin hängt, wenn ich dann anreise. Es sind so viele
kleine Dinge, die das Turnier zu etwas Besonderem machen. Für mich als Champion dann noch
mehr. Ich kann jetzt meine Familie, meine Söhne oder Töchter herumführen, ihnen zeigen was die
Geschichte ist. Wir können auch hoch gehen ins “Crow’s Nest”, wo die Amateure wohnen. Das
sind vier kleine Zimmer oben, wo sie umsonst übernachten können, auf dem Golfplatz. Das gibt es
sonst auf der Welt nirgendswo. Und so sind viele andere Dinge.
Außerdem hat das Turnier sehr dafür gesorgt, den Golfsport zu verbreiten. Mit dem Drive, Chip & Putt, mit dem Amateur Women’s Masters Turnier. Die paar Tage vor unserem Turnier, mit Turnieren die sie weltweit organisieren in Südamerika, in Asien und so weiter und sofort. Außerdem mit Berckmans Place haben sie drei Grüns nachgebaut, genau wie auf dem Golfplatz mit fünf Restaurants und so
Sachen. Es ist einfach sagenhaft. Das erfahren zu dürfen ist auch für mich noch was Besonderes,
obwohl ich schon über 1.000 Turniere weltweit gespielt habe. Es ist immer eine ganz spezielle
Woche, wenn man hier ist.‘
Gibt es beim diesjährigen Masters bestimmte Spieler, die Sie genau beobachten werden, und wer könnte Ihrer Meinung nach am Sonntag um den Sieg mitspielen?
Bernhard Langer:
‚Natürlich hat jeder so seine Favoriten oder wünscht, dass der eine oder andere vielleicht das grüne Jackett gewinnt. Es wird sehr interessant werden, speziell jetzt im Moment, wo es die LIV Tour gibt seit ein, zwei Jahren. Wir sehen manche Spieler nicht mehr so oft, wie das vorher der Fall
war. Sie spielen nicht gegeneinander, die PGA Tour Spieler spielen nicht gegen die LIV Tour Spieler,
nur bei den Majors. Somit wird es interessant sein zu sehen, wie ein Jon Rahm zum Beispiel oder
Dustin Johnson hier abschneiden wird gegen einen (Scottie) Scheffler oder (Rory) McIlroy oder
Tiger Woods, der ja ganz, ganz selten teilnimmt. Es wird sicher sehr spannend und ich denke, die
Namen, die ich eben genannt habe, haben eine gute Chance, hier am Sonntag zu gewinnen.‘
Wie sieht es mit der Heilung der Achillessehne aus, wie würden Sie Ihre Wiederherstellung der Fitness einschätzen und wie sehen Ihre Pläne für die Rückkehr für das Wettkampfgolf in diesem Jahr aus?
Bernhard Langer:
‚Ich hatte sehr viel Glück gleich am Anfang. Als ich mir die Achillessehne gerissen habe, war gleich nebenan ein Fußchirurg, der dann zu mir kam und mir sofort gesagt hat, okay, wir machen dies und jenes. Erst mal ein MRI dann ein Stiefel, damit der Fuß nicht weiter verletzt wird. Dann
müssen wir einen Chirurgen finden, der das operieren kann. Ich wurde auch am nächsten Tag
schon operiert, was sicherlich besser ist, als wenn man zwei, drei Wochen warten muss. So habe
ich drei Tage nach der OP schon mit der Reha begonnen. Was glaube ich auch sehr entscheidend
ist, denn mein Physiotherapeut hat gesagt, wir müssen den Wadenmuskel stark halten. Wenn wir
die Muskulatur verlieren, dann dauert es Wochen um Wochen, bis wir wieder die Kraft haben, den
Fuß richtig zu benutzen oder das Bein. Er hat großen Wert daraufgelegt, dass wir sofort, drei Tage
nach der OP, schon Übungen gemacht haben für den Wadenmuskel. Das ist mir jetzt
zugute gekommen. Zwei Monate nach der Operation, ich stehe hier mit voller Last auf den Beinen,
ich kann laufen, ich trainiere seit zehn Tagen Golf. Mein Plan, was auch der Chirurg und mein
Physiotherapeut gesagt haben, es ist gut möglich, dass ich in vier bis sechs Wochen wieder aktiv
Turniergolf spiele.‘
Sie sind der amtierende US Open Senior Champion – glauben Sie, dass Sie Ihren Titel im Juni im Newport Country Club verteidigen können?
Bernhard Langer:
‚Ja, mit Sicherheit. Mein Ziel ist es, im Mai Turniere zu spielen. Und im Juni dürfte ich sicherlich fit
sein.‘
Steht Ihr Plan noch, Anfang Juli nach Deutschland zu kommen, um sich offiziell auf der DP World Tour von Ihren Fans in Ihrer Heimat zu verabschieden?
Bernhard Langer:
‚Ja, das ist mein fester Plan. Das wird auch hoffentlich so sein, denn ich habe vor, mein letztes
European Tour Turnier in meiner Heimat zu spielen, in München, in Eichenried. Ich freue mich
darauf, vor heimischem Publikum, vor vielen von meinen Freunden, mich von der European Tour
zu verabschieden. Ich war ja auch im Münchner Golfclub über drei Jahre Lehrling, habe also viele
Freunde in der Gegend und das wird eine schöne Woche für mich.‘
Der deutsche Profigolfer Stephan Jäger hat kürzlich seinen ersten Sieg auf der PGA Tour gefeiert und sich damit auch erstmalig für das Masters qualifiziert. Was sagen Sie zu dem tollen Erfolg?
Bernhard Langer:
‚Es ist unglaublich, ich hab mich riesig gefreut. Ich habe das am Fernseher verfolgt, ein
fantastisches Ergebnis für Stephan. Er ist auch hier diese Woche. Ich habe ihn leider noch nicht
gesehen, wir haben uns auch noch nie getroffen. Aber ich werde versuchen, ihn zu finden, die
nächsten Tage und ihm alles Gute wünschen und vielleicht auch den ein oder anderen Tipp geben,
wie man hier am besten über die Runde kommt.‘