Bernd Wiesberger ist zurück im internationalen Golf-Turniergeschehen. Die Rückkehr gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Dabei hat sich der Österreicher in den letzten Wochen durchaus gut auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Den Auftakt dazu bildeten die Österreichischen Staatsmeisterschaften. Dort setzte er sich in Zell am See knapp gegen Matthias Schwab durch und sicherte sich den Titel. Am Ende lag er mit 28 unter Par einen Schlag vor seinen Konkurrenten. Die Nummer 29 der Welt ging entspannt in das Turnier und feierte prompt einen Erfolg. Nach einigen Monaten Pause war es für ihn gut zu sehen, dass er auch unter Druck entsprechend reagieren kann. Doch die schwierigen Aufgaben für ihn kommen erst noch.
Auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere
Wiesberger ist immer noch der am besten platzierte deutschsprachige Golfer in der Weltrangliste. Letztes Jahr war er zweifellos in Full Swing. Diese Redewendung aus der Golfer-Sprache wird auch im Denksport gerne verwendet und beschreibt seine Saison am besten, denn da lief tatsächlich alles nach Plan. Nach einem schwierigen Start ins Jahr, ausgelöst durch eine langwierige Verletzung, spielte der Österreicher so gut wie nie zuvor und feierte Erfolg um Erfolg. 2019 wurde so zum erfolgreichsten seiner Karriere und das, nachdem zu Beginn des Jahres die Rückkehr an die Weltspitze in weiter Ferne gerückt war.
Er bewies Durchhaltevermögen und arbeitete sich Schritt um Schritt nach vorne. Was ihn dabei besonders auszeichnete, war seine Konstanz und sicherlich auch die Erinnerung an unglaubliche Momente in seiner Karriere. Immerhin hatte er es schon mehrfach geschafft sich einen Traum zu erfüllen. Nach mehreren Saisonsiegen wurde er in der European Tour Dritter. Die zwei Siege in der hoch dotieren Rolex Serie verhalfen ihm darüber hinaus zu jeder Menge Preisgeld. Mittlerweile kann er in seiner Karriere mehr als 14 Millionen Euro an gewonnenen Prämien verbuchen. Diese Bilanz wollte er natürlich verbessern, die erste Chance dazu bot sich nun beim Memorial-Turnier in Dublin, Ohio.
Noch fehlt die Wettkampfpraxis
Doch Wiesberger hatte zu kämpfen. Beim ersten Turniereinsatz nach der langen Pause verlor er im Finish an Boden und musste um den Cut kämpfen. Die fehlende Wettkampfpraxis macht sich bemerkbar. Während sich die Elite der PGA-Tour schon gut in Form zeigte, hatte der Österreicher deutlich Nachholbedarf. So rutschte er mit drei über Par auf die 80. Stelle ab. Verantwortlich dafür waren Bogeys auf der zwölften und 17. Spielbahn. Doch damit war Wiesberger nicht alleine. Auch der Masters-Sieger von 2011, Charl Schwartzel musste um den Cut zittern. Superstar Tiger Woods präsentierte sich recht stark, doch die Aufmerksamkeit galt am Ende der neuen Nummer eins der Golf-Weltrangliste.
Eine neue Nummer 1
Der Spanier Jon Rahm gewann das mit 9,3 Millionen Dollar dotierte Turnier und löste damit Rory McIlroy an der Spitze ab. Unter widrigen Bedingungen notierte der Baske zwar nur eine 75-er Schlussrunde, doch das reichte für einen Vorsprung mit drei Schlägen auf den Amerikaner Ryan Palmer. Die Siegerehrung nahm die Golf-Legende Jack Nicklaus vor. Er überreichte Rahm den Pokal und gratulierte dem insgesamt 24. Spieler an der Spitze der Weltrangliste. Dabei hatte der Spanier in der Schlussrunde noch gewaltig zu kämpfen. Nach einer Schwächephase gelang ihm am 16. Loch ein spektakulärer Schlag. Er traf direkt aus dem tiefen Gras ins Loch. Das war offenbar genau das, was er gebraucht hatte.
Rahm ist erst der zweite Spanier nach Severiano Ballesteros, dem es gelang ganz an die Spitze der Golf-Elite vorzustoßen. Sein Vorgänger ist gleichzeitig auch sein großes Vorbild, dementsprechend emotional reagierte er auf seinen Erfolg. Bereits als Student hatte Rahm sein Talent nachdrücklich unter Beweis gestellt und elf College-Turniere gewonnen. Als Amateur wurde er 2015 Weltranglisten-Erster, fünf Jahre später hat er das nun auch bei den Profis geschafft.

Ein voller Terminkalender
Für den Österreicher Bernd Wiesberger geht es in den nächsten Wochen mit Volldampf weiter. Er startet zunächst bei den 3M Open in Minnesota. Dort findet die PGA-Tour ihre Fortsetzung. Wiesberger möchte sich an den ersten beiden Tagen eine gute Ausgangsposition für das Wochenende erspielen. Als Preisgeld liegen 6,6 Millionen Dollar im Pot, Matthew Wolff geht als Titelverteidiger an den Start. Bisher mussten alle Turniere der PGA nach dem Neustart ohne Publikum gespielt werden, das wird sich demnächst wohl nicht ändern. Neben Bernd Wiesberger sind von den deutschsprachigen Spielern auch noch Sepp Straka, Matthias Schwab und Alex Cejka mit dabei.