Moosinning (dpa) BMW International Open 2017 – Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer betrachtet den Hype um Teile des Spitzensports als realitätsfremd. «Wir leben als Golfer in einem Zirkus. In unserer Welt gibt es viel Fake. Leute sind unehrlich, weil sie was von dir wollen», sagte der zweifache Majorsieger und einstige Weltranglistenerste dem Sportmagazin «Socrates» (Donnerstag). «Die Sportlerwelt ist generell eben speziell. Uns wird ja, auf gut Deutsch gesagt, der Arsch nachgetragen. Da ist es ganz einfach, den Faden zu verlieren», befand der 32-Jährige. «Da muss das Umfeld helfen, Menschen, die nicht abgehoben sind, auch wenn sie weltklasse sind in dem, was sie tun.»

Kaymer hatte bereits am Mittwoch, einen Tag vor dem Start des prestigeträchtigsten deutschen Europa-Tour-Events in Moosinning-Eichenried vor den Toren Münchens, über seine unguten Gefühle während seiner Zeit als Weltranglistenerster im Jahr 2011 berichtet. Diesen sportlichen Erfolg habe er damals kaum genießen können, die Missgunst anderer habe ihm zugesetzt. «Es kann ein sehr einsames Leben sein, wenn du der Beste der Welt ist. Ich war damals sehr unzufrieden», sagte Kaymer. «Es kommen ganz viele Einflüsse auf dich zu, du hörst ganz viele Meinungen von Leuten, die du gar nicht hören willst.» Dies zu verarbeiten, sei «sehr komplex» gewesen.
Er habe Glück gehabt, «eine Erziehung zu genießen, die mir einen Horizont gegeben hat, der mir hilft, weiter zu denken und die Dinge einordnen zu können», sagte Kaymer dem Magazin «Socrates». «Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich so aufgewachsen bin.»
Kaymer hatte am Mittwoch gemahnt, sportliche Erfolge im Alltag nicht überzubewerten: «Diesen Status – Nummer eins der Welt – sollte man nicht ganz so ernst nehmen. Wir spielen nur eine Sportart, nur ein Spiel. Auch wenn wir Menschen inspirieren, was sehr schön ist.»
BMW International Open 2017 mit Pro-Am Zwischenfall
Deutschlands bester Skirennfahrer Felix Neureuther hat sich im Vorfeld des Münchner Golfturniers ohne durchdringenden Erfolg in der fremden Sportart probiert. Der Bergspezialist verzog am Mittwoch innerhalb einer Spaßrunde mit Spitzengolfer Martin Kaymer auf dem 18-Loch-Kurs in Moosinning-Eichenried einen Ball sogar derart, dass er eine neben dem Platz stehende Frau am Oberschenkel traf. «Das Ding ging komplett daneben, die Frau hat keine Chance gehabt», scherzte Kaymer hinterher, um hinterherzuschieben: «Es hat ihm natürlich schrecklich leid getan. Es war zum Glück nur der Oberschenkel.»