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Golf USA: Die Geschichte von Loch 41 vom Golfclub Arundel

Im Golfclub Arundel in Kennebunkport an der amerikanischen Ostküste ist Ex-US Präsident George Bush Senior noch wer. Als Ehrenvorsitzender des 1896 gegründeten Clubs genießt er in dem kleinen Fischerort in dem sich alles um den Hummerfang dreht, höchstes Ansehen. Wenigstens als Golfer. So sehr, dass George Bush Junior fast ein bisschen neidisch ist und am liebsten in seine Fußstapfen treten würde. Von Rainer Schillings

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Fotocredit Fotomontage: T.O. magazine

9, 18, 27, 36, 54, 72 – die Nomenklatur der Golflöcher hat sich im kollektiven Gedächtnis eingeprägt und ist gelernt. Auch das 19. Loch genießt weltweit seinen folkloristischen Status als humorvolle Umschreibung der Clubhausbar. Eher unbekannt indes dürfte das 41. Loch sein, das sein einziges und exklusives Dasein im Golfclub Arundel in Kennebunkport an der amerikanischen Ostküste nördlich von Boston fristet. Dort hat man zu Ehren seines Honorary Member und Ehrenpräsidenten das unscheinbare grüne Clubhaus aus Holz einfach umgetauft. Eine Umbenennung vom 19. aufs 41. Loch als Zeichen ewiger Dankbarkeit für den 41. Commander in Chief, den Ex-US-Präsidenten George H. W. Bush Senior. (Bill Clinton war US-Präsident Nr. 42 und George Bush Junior US-Präsident Nr. 43). Mit der Weltpolitik hat der alte Herr, der inzwischen straff auf die 90 zugeht, zwar nichts mehr zu tun. Aber im Cape Arundel Golf Club gibt es nur einen Mr. President: Ihn. Und das auf Lebenszeit. Und bestimmt auch darüber hinaus.

Tatsächlich gehört der 1896 gegründete Golfclub in den USA selbst zum American Heritage, denn seinerzeit gab es gerade mal 74 Clubs, deren Mitglieder auch den amerikanischen Golfverband gründeten. Einer der späteren USGA-Präsidenten war kein Geringerer als George Herbert Walker, der Erfinder des Walker Cups, jenem seit 1920 ausgetragenen Amateurwettkampf zwischen England und den USA. Als Großvater von George H.W. Bush – H und W stehen übrigens für Herbert Walker – legte er sehr viel Wert auf die golferische Ausbildung seiner Nachkommen. Sollte heißen, dass gutes Golf nur auf guten Anlagen gespielt werden durfte. Dies bedeutete, dass der Golfplatz in der Nähe des Sommersitzes der Familie auf ein entsprechendes Niveau gebracht werden musste. Von Walker’s Point am Atlantik bis zum Golfclub Arundel, der damals noch GC Kennebunkport hieß, sind es keine fünf Minuten mit dem Auto.

Mit dem Umbau des rudimentären ersten Golfplatzes wurde 1926 ‚the Old Man‘ beauftragt. So lautete der Spitzname von Walter J. Travis, dem mehrfachen US und British Amateur Champion, der erst im Alter von 35 Jahren zum Golfsport gefunden hatte und dem daher bei den Turnieren der Ruf als ‚alter Mann‘ vorauseilte. Doch als Golfplatzarchitekt war er damals seiner Epoche weit voraus, denn ein Platz musste mehr können, als einfach nur ein Zeitvertreib sein. So sollte jedes Loch den Anspruch erfüllen, sowohl für den normalen Spieler als auch den guten Golfer eine Herausforderung zu sein. Natürliche Hindernisse, konturierte Fairways, wellige Grüns – das war zu jener Zeit keine Selbstverständlichkeit. Der Arundel Golf Club gehört nicht nur zu Walter Travis Meisterwerken, sondern ist ein unberührtes Beispiel der Golfplatzarchitektur aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts geblieben.

Wenn man genau hinsieht, hat der Platz tatsächlich sehr viel englisches Blut in den Bahnen. Man muss schon die Augen zusammenkneifen, um die Tücken dieses Parcours zu erkennen. Die natürliche Schönheit der Landschaft wird nicht nur aufgenommen, sondern herausgearbeitet. Ganz gleich, ob es sich um den Bachlauf handelt, der wie im schottischen Carnoustie sich scheinbar harmlos durch das Gelände schlängelt. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die einen als Golfer ehrfürchtig über den Platz gehen lassen. Kleine, eigentlich unauffällige Grüns. Aber kleine Gemeinheiten, denn ihre Breaks sind nicht auf den ersten Blick sichtbar. Von den mehr oder weniger tiefen Bunkern ganz abgesehen. Plötzlich liegen sie im Weg und machen den sicher geglaubten Score zunichte. Oder die scheinbar zufällig dastehende Baumgruppe. Optisch bricht sie die Bahn, spielerisch aber auch.

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Auf dem Par-69-Parcour haben sich schon die Großen der Welt die golferischen Zähne ausgebissen! Fotocredit: Rainer Schillings

Der GC Arundel ist ein wunderschönes Beispiel für Golf aus jeder Zeit, als der Sport sich in den USA emanzipierte. Britischer Spielwitz, gepaart mit dem amerikanischen Gefühl für landschaftliche Ästhetik. Auf dieser golferischen Antiquität fällt es durchaus schwer, sein Handicap zu spielen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass sich auf diesem Par-69-Parcours schon die Großen der Welt die golferischen Zähne ausgebissen haben. Neben den Bushs, die ihre Sommerfrische in Maine verbringen, drehte hier auch Ex-Präsident Bill Clinton seine Runden. Von den vielen berühmten Professionals, die im Kielwasser der großen Politik mitschwammen, nicht zu schweigen: Sam Snead war hier genauso gerngesehener Gast wie Arnold Palmer, Fred Couples, Phil Mickelson, Greg Norman, Jose-Maria Olázabal, um nur einige zu nennen. Golfhistorischer Boden, der allerdings ab Anfang November bis in den März die Fairways hochklappt. Sofern kein Schnee liegt, kann hier jeder spielen. Für 40 Dollar Greenfee, die er einfach in den Briefkasten wirft. Ob man indes den Platzrekord einstellen kann, darf bezweifelt werden. Der liegt bei 60, aufgestellt von Phil Mickelson am 2. Oktober 2006. Mitgespielt hat damals übrigens auch ein gewisser George Bush Junior. Aber der ist – selbst in Arundel – nur normaler Golfer wie jeder andere auch. President ist nur Mr. George H.W.

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