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Golfturnierergebnis-Wirrwarr: CBA Anpassung besser als CSA Rechnerei?

Das leidige Thema CSA (Competition Stableford Adjustment) war seit der zwangsweisen Einführung durch den Deutschen Golf Verband vor wenigen Jahren ein Dauerbrenner unter engagierten Turnierspielern – das meist aber im negativen Sinne. Diese nur errechnete Zwangskorrektur eines erspielten Ergebnisses bei der Turnierauswertung führte nicht selten dazu, dass erst zum Ende des Turnieres feststand, ob sich das Handicap verbessert hat, verschlechterte oder unverändert blieb.

Die damalige CSA-Korrektur sollte die am Tage des Wettspiels herrschenden Bedingungen besser abbilden und alle Spieler gleich behandeln. Und genau das war der oft geäußerte Kritikpunkt. Nur wenige wollten hinnehmen, durch gute oder schlechte Ergebnisse anderer Spieler die beim Turnier selbst erspielten Punkte verändert zu sehen, dadurch vielleicht aus der vorgabenabhängigen Pufferzone zu fallen und letztendlich mit einer künstlich verschlechterten Stammvorgabe den Heimweg antreten. Gespielt ist gespielt galt nicht mehr. Angeblich sollte ein Abzug von den selbst erzielten Stableford-Punkten bei Turnieren nur ganz selten greifen. Wer sich jedoch umhörte, konnte meinen, dass eher das Gegenteil der Regelfall war: rund 50 Prozent aller Nettoergebnisse nach Stableford wurden angepasst – und das eher ganz selten nach oben, sondern fast immer nach unten.

EGA, CR, SR, CBA – alles klar und wunderbar?

Nach rund fünf Jahren Bestandszeit dieser Form von nachträglicher Veränderung des Turnierergebnisses – und reichlich Kritik aus allen Richtungen – gab es seit des letzten Jahres wieder eine neue Welt mit ähnlichem Namen: CBA (Computed Buffer Adjustment). Seit Beginn des Jahres 2012 soll diese Korrektur nach Abschluss eines Turnieres angewendet werden, die durch das aktualisierte Handicap-System der EGA (European Golf Association) offiziell eingeführt wurde.

Wo liegt der Unterschied, wenn doch auch hier nur ein Computer rechnerisch eingreift? Mit dem CBA muss der Spieler zumindest nicht befürchten, dass vom hart erkämpften Schlussergebnis ein oder zwei Punkte abgezogen wurden wie es beim CSA-System möglich war – eine bisher mögliche Addition von ‚Bonuspunkten‘ fand sowieso seltener statt. Beim Computed Buffer Adjustment wird, je nach tagesaktueller Schwierigkeit des Turnierplatzes unter Einbeziehung möglicher Einflüsse der Wetterbedingungen, der Pufferbereich in den verschiedenen Handicapklassen angepasst – also die Zone des erspielten Ergebnisses, in dem sich das Handicap nicht verändert.

Aus S wird B - die neue Welt der Pufferzone
Aus S wird B – die neue Welt der Pufferzone

Die Pufferzone kann nun um einen Schlag nach oben oder um maximal drei (beziehungsweise vier) Schläge nach unten verschoben werden. Auch ganz üble Wettspielbedingungen, bei denen eigentlich kein Mensch auf den Golfplatz gehen würde, werden mit der extremen Anpassung CBA -4RO berücksichtigt. Bei einem solchen Ergebnis wird sich niemand verschlechtern, RO steht dabei für ‚reduction only‘, denn nur Unterspielungen zählen.

Doch wie können diese Schwierigkeiten in einem Turnier verlässlich und objektiv ermittelt werden? Eben – nur durch die erzielten Ergebnisse der Turnierteilnehmer. Hat jedoch die gesamte Teilnehmerschaft von 20 Spieler(n)/innen am Vorabend gemeinsam sehr ausgelassen gefeiert und ist daher nicht ganz Herr der geschmeidigen Schwünge, spiegeln sich in der später angewandten CBA-Korrektur nicht die schwierigen Bedingungen, sondern schlicht der dicke Kopf vom Tag davor wider: Eine Kollektivstrafe durch den Clubcomputer.

Rechnerische Spaßbremsen verstecken sich überall

Wer sich einmal die zugrunde liegenden Formeln zur CBA-Berechnung im Appendix B des aktuellen Handicap-Systems der EGA ansieht, bekommt mitunter Augenflimmern. Auch beim Golfspiel wird inzwischen leider fast alles, wie im täglichen Leben, durchgeregelt. Eigentlich will das niemand. Wer dieses so schöne Spiel aus purer Leidenschaft, der Bewegung oder der Ruhe wegen – oder einfach in einer schönen Umgebung begeistert ausüben will, bekommt bei Turnieren den errechneten Bremsfallschirm angehängt. Als Fazit könnte die wachsende Ignoranz an einer Teilnahme folgen …

Es gibt sicher viele engagierte Golfer, die Freunde oder Bekannte auch für diesen Sport begeistern wollen. Doch kommt dabei das Gespräch auf die vielfältigen Regularien drumherum, also nicht die Golfregeln an sich, könnte vielleicht gleich ein Neueinsteigerschock auf dem Fuße folgen. Abgekürtzte Formelsammlungen wie Course Rating (CR) oder Slope Rating (SR) ersetzen schon lange das einfach durchschaubare System des SSS, das viele Alt-Golfer noch kennen dürften. Nach Ablösung der Ergebnisanpassung CSA durch nun CBA wird auch nicht alles leichter. Auch konsequent durchzuziehen haben die Cluboberen nun auch die AHR (Annual Handicap Revision): Diese nun auf Software basierende jährliche Überprüfung der Stammvorgaben seiner Mitglieder gab es zwar zuvor schon in ähnlicher Form, doch jetzt findet die AHR größtenteils automatisiert statt.

Ehrenrettung: Pufferzonenanpassung in der Spielsaison 2012

Das stete Schimpfen soll nun aber ein Ende haben, denn die anfangs befürchtete Pufferzonenschieberei fand in Wirklichkeit gar nicht in dem Maße statt. Der Deutsche Golf Verband hat eine über die Hauptspielsaison 2012 geführte Statistik präsentiert, um aufzuzeigen, bei wie vielen Turnieren wirklich die CBA-Anpassung zuschlug. Und tatsächlich – in nur weniger als fünf Prozent aller Turniere wurde die Anpassung +1 angewandt, bei knapp 60 bis gut 80 Prozent aller Wettspiele passierte gar nichts, was die hart erspielten Nettopunkte an den Puffergrenzen hätte beeinflussen können. Somit wäre gegenüber der leidigen ‚alten’ Anpassung nach den CSA-Berechnungen doch deutlich gewonnen worden und es könnte auf den Clubhausterrassen zukünftig ruhiger werden.

Statistisch betrachtet hat die CBA Anpassung einer eher positiven Effekt auf die Ergebnisse
Statistisch betrachtet hat die CBA Anpassung einen eher positiven Effekt auf die Ergebnisse

 

Aber, darf ich eigentlich auch nur noch Golf spielen?

Wie beim Vorläufer CSA gilt auch bei der CBA-Berechnung bei Turnieren der Grundsatz, dass sie nicht bei vorgabenwirksamen 9-Loch Turnieren zur Anwendung kommt. Was ingesamt bleibt ist jedoch wiederum ein Beigeschmack. Der puristische Golfer möchte zum Ende einer Golfrunde sofort wissen, wie das Ergebnis ist – und nicht erst nach Eingreifen eines Computers, der die Schlagzahlen oder Berechnungsgrenzen auf den allgemeinen Durchschnittswert eines Wettspieltages herunterbricht. Wie schön, realistisch, ungeschönt und unverfälscht sind doch echte Brutto-Turniere, wie sie bei den Profis gespielt werden: Wer an einem Loch eine 4 oder 5 spielte, hat es eben auch – dabei gibt es wenigstens kein Vertun. Einzige Möglichkeit, dem Zerrechnungswahn auszuweichen, wäre es, keine Turniere mehr nach Stableford zu spielen. Doch die Alternativen dazu in einem Wettspielkalender zu finden, gleicht der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Ein Nachsatz: Trotzdem die EGA die neuen Grundlagen für die CBA-Anpassung für alle Verbände Europas, die der EGA angehören, herausbrachte, kocht der Österreichische Golf-Verband hier sein eigenes Süppchen. Im Alpenland greift die Pufferzonenanpassung nur in den Vorgabenklassen 1 und 2 (Stammvorgaben: 0 bis 11,4), zur Berechnung werden jedoch alle Ergebnisse herangezogen, die in den Klassen 1 bis 4 (Stammvorgaben: 0 bis 26,4) erzielt wurden. Österreich ist also eine eigene Pufferzone …

Photocredits: Statistische Grafik – DGV, Illustration – Th. Klages

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